Nichts wird in den sozialen Netzwerken so heiß zwischen Müttern diskutiert, wie das Thema Stillen. Egal, wann und wo ein Beitrag dazu auftaucht, teilen sich die Mamas in zwei Lager auf und es wird hart geschossen. Ich war schon immer ein großer Fan von leben und leben lassen sowie dem respektvollen Umgang mit anderen, deswegen mische ich mich bei sowas nie ein oder urteile vorschnell über andere Personen. Da ich aber selber oft Fragen dazu bekommen habe, möchte ich euch heute erzählen, wie unsere Stillbeziehung verlief und wie wir es letztendlich geschafft haben, abzustillen.
Als Emilian noch in meinem Bauch war, hab ich mir natürlich Gedanken über das Thema Stillen gemacht. Ohne groß drüber nachzudenken, war mein Plan sechs Monate voll zu stillen und danach mit der Beikost anzufangen und somit nach und nach das Stillen zu reduzieren. Niemals hätte ich gedacht, dass ich so lange (fast zwei Jahre) stillen würde. Aber nachdem unsere ersten Beikostversuche kläglich scheiterten und Emilian bis zum ersten Geburtstag so gut wie gar nichts anderes essen wollte, hab ich mich einfach angepasst. Mit Kind läuft eben nicht alles nach Plan, man muss immer schauen, wie es individuell für die Familie passt und auf das Kind eingehen – zumindest, wenn es geht.
Aller Anfang ist schwer
Nachdem unsere Stillbeziehung am Anfang echt hart war und mit Schwierigkeiten anfing (darüber habe ich HIER schon mal berichtet), klappte es dann richtig gut und ich hab es auch echt gern gemacht. Es ist eine wunderschöne und intime Sache zwischen Mutter und Kind und mit nichts auf der Welt zu vergleichen. Ich bin wahnsinnig dankbar und stolz auf meinen Körper, dass es so lange geklappt hat.
Ich habe Emilian ein Jahr lang voll gestillt und dann nach Bedarf. Mit 16 Monaten habe ich ihn nur noch zum Einschlafen und Nachts gestillt. Einen Drang damit aufzuhören hatte ich eigentlich nie so recht, obwohl man natürlich sehr eingeschränkt als Mama ist. Emilian ist wahnsinnig oft aufgewacht in der Nacht, besonders ab dem Zeitpunkt, an dem er etwa zehn, elf Monate alt war. Manchmal wurde er nur zweimal wach, es gab aber auch viele Nächte, da waren es bis zu elf mal. Ich konnte abends nie etwas unternehmen, nichts mit meinen Mädels trinken gehen oder mal ins Kino, denn ich musste ja immer da sein, falls er wach wurde.
Kritik aus dem Umfeld
Aus meinem Umfeld hörte ich natürlich immer mal wieder Kommentare, wie: „willst du nicht endlich mal Abstillen?“ oder: „was? Du stillst immer noch?!“ Eigentlich hat mich das nicht so sehr gestört, da ich überzeugt war, den richtigen Weg zu gehen und mir die Benefits des Stillens, das nicht nur zur Nahrungsaufnahme dient, mehr bewusst waren, als diesen Personen (ich glaube, mittlerweile könnte ich allein darüber ein ganzes Buch schreiben). Nur manchmal, wenn es wirklich aus dem engen Familien- oder Freundeskreis kam, hätte ich mir schon ein bisschen mehr Verständnis und Unterstützung gewünscht.
Mein Mann hat mich Gott sei Dank immer unterstützt und mir das Gefühl gegeben, dass er stolz auf mich ist, wie ich das alles manage, auf Sachen verzichte und die manchmal echt harten Nächte überstehe.
Der Entschluss abzustillen
Ich hatte schon mal kurz vor unserer großen Hochzeitsfeier versucht abzustillen, da ich sehr gerne an dem Tag etwas getrunken hätte und eigentlich im Hochzeitskleid nicht unbedingt stillen wollte. Leider scheiterte der Versuch, das lag aber mit Sicherheit daran, dass ich es nicht 100% wollte und nur mit halbem Herzen dabei war. Am liebsten wäre es mir auch gewesen, wenn Emilian sich selbst abgestillt hätte, aber da hätte ich wahrscheinlich noch laaange warten können.
Nach ein paar sehr kurzen Nächten und Eventeinladungen, die ich aufgrund der späten Uhrzeit am Abend absagen musste, habe ich relativ spontan entschlossen: jetzt ist der Zeitpunkt zum Abstillen gekommen. Irgendwie hat es sich in dem Moment richtig angefühlt und ich war mir meiner Sache sicher. Nur noch nicht ganz, wie ich es genau anstellen wollte.
Abstillen! Aber wie?
Man findet im Netz einige Infos dazu und auch viele Ideen, wie man abstillen kann. Das reicht von ganz sanften Methoden über mehrere Wochen bis hin zum kalten Entzug, indem man zum Beispiel sein Kind einfach das Wochenende bei den Eltern lässt. Auch Erfahrungsberichte gibt es mehr als genug, doch die sind so unterschiedlich wie die Kinder selbst. Kurz gesagt: es gibt nicht den einen Geheimtipp, man muss individuell entscheiden und es als Mama so machen, wie man es für richtig hält, immerhin kennt man sein eigenes Kind am besten.
Ich wollte weder zwölf Wochen damit verbringen, noch Emilian einfach abschieben, da hätte er die Welt ja nicht mehr verstanden, also entschied ich mich für einen „Mittelweg.“ Um meine Brust etwas zu schonen und langsam an die Veränderung zu gewöhnen, habe ich Emilian am ersten Tag abends zum Einschlafen noch gestillt, nachts beim Aufwachen dann aber nicht mehr. Wie ihr euch vorstellen könnt, gab das natürlich lautstarken Protest. Ich hab ihm erklärt, dass die Brust jetzt auch schlafen muss, aber das wollte er natürlich nicht hören. Meine Versuche mit ihm zu kuscheln und ihn in den Arm zu nehmen, um ihn zu trösten und ihm die Nähe anders zu schenken, scheiterten – er weinte, schlug mit seinen Armen um sich und warf sich voller Ärger im Bett hin und her. Er tat mir wahnsinnig leid und nach einer komplett schlaflosen Nacht war ich total frustriert – das konnte ja heiter werden.
Am nächsten Tag habe ich ihn abends in der Tragehilfe zum Einschlafen gebracht und dann ins Bett gelegt. Zwei Stunden später wachte er auf, weinte und forderte die Brust. Nach fünf Stunden Protest ist er dann letztendlich in meinen Armen eingeschlafen, wahrscheinlich vor Erschöpfung. Das ganze wiederholte sich fünf Nächte lang und ich sah irgendwann aus wie ein Zombie. Manchmal weinte er nur kurz und wollte dann spielen oder etwas essen – sein ganzer Nachtrhythmus war durcheinander und er musste erstmal wieder hineinfinden. Vor allem musste er lernen, sich selbst zu beruhigen und ohne Brust wieder einzuschlafen. Ich kann euch sagen, das war wirklich hart und ich konnte plötzlich gut nachvollziehen, wieso Schlafentzug früher eine Foltermethode war.
In der sechsten Nacht schlief er durch und ich konnte mein Glück gar nicht fassen. Hatte es geklappt oder war er einfach nur so erschöpft von den vergangenen Nächten? Meinem Körper tat der Schlaf jedenfalls ebenso gut und ich fühlte mich am nächsten Tag wie neu geboren. In der siebten Nacht wachte er nach drei Stunden auf und ich ahnte Schlimmes, doch meine Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht, denn Emilian kuschelte sich nur in meine Arme und schlief weiter. Ich hätte Luftsprünge vor Freude machen können.
Was soll ich sagen? Seitdem funktioniert es einwandfrei. Emilian verlangt nicht mehr nach der Brust, manchmal schläft er durch, manchmal wacht er ein- bis zweimal auf und kuschelt sich an mich ran oder möchte einen Schluck Wasser trinken und schläft dann wieder ein. Abends legen wir uns gemeinsam hin, lesen Geschichten und schauen uns den Sternenhimmel an, den sein Mobile an die Decke wirft, bis er irgendwann friedlich einschlummert. Wir haben also offiziell abgestillt.
Erfolgreich abgestillt
Es waren ein paar harte Tage, doch insgesamt hatte ich es mir schlimmer vorgestellt. Ich genieße jetzt natürlich ein wenig meine neu gewonnene Freiheit und war zum ersten Mal nach zwei Jahren abends mit einer Freundin weg. Auf unsere gemeinsame Stillzeit schau ich total gerne zurück, denn die kann uns keiner nehmen und sie war einfach nur wunderschön.
Liebe Mamis und auch Nicht-Mamis: bitte urteilt nicht einfach vorschnell über andere. Besonders bei Kindern gibt es keinen perfekten Weg und jede Mama versucht ihr Bestes, egal ob sie die Flasche gibt, kurz oder lang stillt, nach drei Monaten wieder arbeitet oder für immer Zuhause bleibt. Alles hat irgendwie einen Grund und es bringt doch nichts, anderen ein schlechtes Gefühl zu geben, nur weil sie es nicht so machen, wie man selbst. Besonders in den sozialen Netzwerken sind viele gut darin, andere anzukreiden. Ich würde mir wünschen, dass wir alle etwas offener und respektvoller miteinander umgehen.
Alles Liebe & bis bald
Pazi
PS: Da ich nicht so ein großer Fan von Medikamenten bin, habe ich erstmal versucht, meine Milchproduktion mit viel Salbeitee in den Griff zu bekommen. Das hat nicht ganz so gut funktioniert, deswegen hat mir meine Mama Schüssler Salze Nr. 10 gegeben, davon habe ich einige am Tag gelutscht und es hat super funktioniert. Vielleicht hilft es ja der ein oder anderen von euch auch.
Jessi says
Liebe Pazi, vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht !wir sind gerade dabei, meine Tochter ist allerdings 11Monate und es ist echt hart, gerade deswegen, weil sie es nicht versteht ,warum es plötzlich nichts mehr gibt.Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten bis zu 6xjede Nacht zu stillen,mir ging es sehr an die Substanz (habe auch Untergewicht deshalb )naja, schauen wir mal ,ob wir es auch so toll hinbekommen.Alles Liebe, Jessi
Anett says
Totaler Artikel. Ich bin gerade auch am Überlegen wie ich das am besten anfange. Aktuell wacht mein Sohn, in ein paar Tagen 10 monate alt, fast stündlich auf. Ich versuche ihn erst einmal zu beruhigen, aber das nützt nichts. Aktuell ist es auch noch nicht win Thema. Aber ich kann mir das in 2 Monaten vorstellen. Wie bist du mit dem Butterkuchen Weinen umgegangen? Nur kuscheln oder hast du auch mal nachgegeben. Ich glaube das Weinen ist das schlimmste.
Liebe Grüße, Anett
Lydia Zoubek says
Danke für den schönen Beitrag. Ich habe meinen Sohn 20 Monate lang gestillt. Am Ende nur noch zum Einschlafen. Man sollte immer das tun was ich für einen richtig anfühlt, und nicht das was einem andere ständig sagen.
Birthe says
Ein sehr schöner Bericht <3
Mori says
Ein sehr schöner Bericht Pazi. Ich liebe es deine Berichte zu lesen, du schreibst so toll <3
Und ich freue mich für euch, dass es geklappt hat. Alles Liebe weiterhin :-*
Jasmin Körbel says
Besonders schön geschrieben. Die Welt wäre ein bisschen einfacher, wenn jeder anderen gegenüber mehr Toleranz zugestehen würde. Schön, dass ihr für euch den richtigen Weg gefunden habt. Ich konnte bei meinen drei Kindern aus verschiedenen Gründen nicht lange stillen. Bei mir war es deshalb genau anders rum. Ich musste mich immer den vielen Fragen stellen warum ich nicht Stille… und mit S. Salzen hab ich sowohl bei mir als auch bei meinen Kindern tolle Erfahrungen gemacht.