Nach knapp fünf Monaten kann ich sagen: Stillen ist wirklich wunderbar. Auch wenn es bei vielen am Anfang ein bisschen schwierig ist, lohnt es sich, durchzuhalten und es immer wieder zu probieren. Es sind nicht nur die besten Nährstoffe fürs Baby, sondern schenkt Trost, ist eine schöne Kuschelzeit und verstärkt das Bonding zwischen Mutter und Kind. Noch dazu ist es natürlich viel preiswerter als Pulvernahrung und super praktisch. Es ist quasi immer und überall verfügbar, hat die richtige Temperatur und verändert sich den Ansprüchen des Babys entsprechend.
Es gibt Brei, Baby!
Ich liebe unsere Stillmomente und könnte ewig so weiter machen, doch langsam mussten wir uns mit dem Thema Beikost ausseinander setzen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, frühestens nach vier und spätestens nach sechs Monaten damit anzufangen. Wann genau der richtige Zeitpunkt ist, muss man ganz individuell nach der Lebenssituation und der Reife des Kindes entscheiden. Doch wie erkenne ich, dass mein Kind Reif für B(r)eikost ist? Als kleine Orientierung gilt:
- wenn es den Kopf alleine halten kann
- wenn es kauende Bewegungen macht
- wenn es vom Löffel essen kann
- wenn es neugierig ist, was die Familie isst
Da Emilian schon vor längerem angefangen hat, sich für unser Essen zu interessieren und neugierig danach zu greifen, haben wir beschlossen, nach fünf Monaten langsam anzufangen.
Es gibt auch die Möglichkeit der breifreien Beikost, das sogenannte „baby-led weaning“ – ein Trend, der sich in Deutschland immer mehr durchsetzt. Dabei isst das Baby von Anfang an am Familientisch mit, bekommt weich gekochtes Fingerfood und darf selbst entscheiden, was es möchte. Das ist bestimmt eine tolle Möglichkeit für die Breiverweigerer unter den Kleinen. Wir haben uns zunächst für die Breivariante entschieden.
Ein Brei pro Monat
Für alle Babys wird empfohlen, zuerst mit einem Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei am Mittag zu beginnen, einen Monat später folgt dann der Milch-Getreide-Brei am Abend und etwa einen Monat danach kommt der Getreide-Obst-Brei am Nachmittag dazu. Der restliche beziehungsweise der Großteil des Hungers wird trotzdem noch mit Muttermilch (bzw. Flaschennahrung) gestillt.
Gläschen oder selber kochen?
Ob selber gekocht oder gekauft, beide Varianten versorgen das Baby mit den wichtigen Nährstoffen. Es gibt allerdings für beide Seiten Vor- und Nachteile, die man für sich abwägen kann:
Selber kochen
- individuelle Portionierung
- größere Geschmacksvielfalt möglich
- der Ursprungsgeschmack des Gemüses wird kennengelernt
- man weiß genau, was drin ist
- günstiger
- aufwändiger
- Qualität der Lebensmittel muss top sein
- Mengenverhältnisse am Anfang schwer abschätzbar
Gläschen
- strenge Kontrolle dadurch gute Qualität (frei von Pestiziden, Dünger etc.)
- schnell und einfach
- sanft gedünstet, damit alle Vitaminde im Gemüse enthalten sind
- fein püriert
- teurer
- mehr Abfall
- oft unnötige Zutaten, z.B. Salz, Bindemittel, versteckter Zucker, Gewürze
- oft zu geringer Fleisch-, Fett- und Vitaminanteil
Selber kochen ist nicht gleich besser
Man kann also nicht grundsätzlich sagen, dass selber kochen besser ist. Die eine Variante enthält möglicherweise Pestizide, die andere versteckten Zucker. Je nach Lebenssituation müssen die Eltern entscheiden, was für sie und das Kind das Beste ist. Meistens entscheidet das Kind sowieso selber, was es mag und was nicht. Verschmäht es zum Beispiel das Gemüse aus dem Glas oder andersrum, hat sich der Fall schon erledigt.
Wie war es bei uns?
Ich ging natürlich höchst motiviert in die Sache rein und es stand fest: ich koche selber! Anfangen wollten wir mit etwas pürierten Karotten, damit sich Emilian an Brei, Löffel und die ganz neue Erfahrung herantasten kann. Mein Mann hat extra Bio Karotten gekauft, ich hab sie ordentlich geschält, in Stücke geschnitten, gegart und fein püriert. Emilian bekam sein schickstes Lätzchen um, dann kam der große Moment (der natürlich auf Video festgehalten wurde).
Ich gab etwas Püree auf den Löffel und schob ihn Richtung Mund. Der öffnete sich schon mal nicht, Emilian sah mich mit kritischem Blick an, so nach dem Motto „was soll denn jetzt der Quatsch?“ Dann hab ich ihm etwas Karotte auf die Unterlippe gegeben. Beim Abschlecken hat er ganz komisch das Gesicht verzogen. Ein völlig neuer Geschmack, ungewohnt – ist ja klar. Beim zweiten Löffel öffnete sich der Mund schon mal, die Karotten wurden aber sofort mit der Zunge herauskatapultiert – schließlich weiß er gar nicht so recht, wie das mit dem Löffel funktioniert. Der Gesichtsausdruck änderte sich nicht, irgendwie schien es ihm nicht zu schmecken. Nach ein paar Löffeln rein und wieder raus schieben hatte er keine Lust mehr auf Experimente, sondern hatte richtigen Hunger. Dann habe ich ihm sein vollgesabbertes Lätzchen abgenommen und gestillt.
Dafür steh ich mit meinem Namen
Tag zwei verlief ähnlich, es blieb nichts im Mund und der kritische Gesichtsausdruck blieb. Woran lag es? War er noch nicht bereit füt Brei? Hab ich was falsch gemacht? Bin ich zu ungeduldig? Schmecken ihm die Karotten vielleicht nicht? Er kann es mir ja schlecht sagen, also musste ein anderer Plan her. Ich warf meinen Selber-Kochen-Plan über Bord (ist nicht gerade sehr schön, das Essen zuzubereiten und dann wird alles verschmäht) und kaufte ein Gläschen Hipp reine Karotte.
Und siehe da – nach dem ersten Kontakt mit dem Gemüsebrei veränderte sich der kritische Ausdruck in einen neugierigen Blick. Die Karotten wurden inspiziert, es wurde gelutscht, geschleckt und auch ein bisschen geschluckt. Zeitweise hatte ich das Gefühl, dass der Löffel interessanter war, als das Essen darauf, aber hauptsache er lässt sich auf die neue Erfahrung ein. Nachdem er ein viertel Gläschen gegessen hatte, wollte er nicht mehr, dann hab ich ihn wieder angelegt. Claus Hipp scheint also besser zu kochen, als ich!
Nun sind wir bei Tag 6 angekommen und bei Hipp geblieben. Ich werde es nach zwei Wochen mal mit einem anderen Gemüse (Pastinake oder Kürbis) probieren, mal sehen ob ihm dann mein Menü besser schmeckt. Beim Thema Beikost ist es also (wie bei vielen anderen Dingen mit Kind) wieder so, dass es im Endeffekt anders verläuft, als man es sich vorgestellt oder geplant hat.
Ich habe mir überlegt, verschiedenen Themen (z.B. das Wichtigste über Beikost) auf einem Dokument zusammenzufassen und für euch zum Download bereitzustellen. So kann man sich Beiträge, die einen interessieren, kompakt abspeichern oder ausdrucken, was meint ihr? Hättet ihr Interesse? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.
Die Bilder hat wieder die liebe Anne von Herzmalerei gemacht <3
Luana says
Toller Blogeintrag und super Idee mit dem Download 🙂
Karoline says
Toller Blogeintrag! Bin sowieso total begeistert von Dir und deiner süßen kleinen Familie! Ich selber habe eine Tochter, Sofia. Sie ist jetzt 4 Monate alt. Ich stille auch voll und möchte auch erst mit 6 Monaten mit Beikost anfangen. Mal sehen ob Sofia noch solange durchhält;)
Ich bin finde deinen Eintrag klasse und finde die Idee eines Downloads super! Ganz liebe Grüße,Karo
Lea says
Wie immer sehr unterhaltsam geschrieben. Ich hoffe nur, dass jetzt niemand wirklich direkt mit dem Gemüse -kartoffel-fleisch-brei anfängt. Sondern erstmal mit den Monobreien. Da muss man wirklich vorsichtig sein. LG
Lea
Bell says
Oh, die Bilder sind ganz wundervoll und der Text ist es ebenso.
Ich empfand Stillen auch als sehr wunderbar, habe aber nach einem halben Jahr aufgehört/ aufhören müssen.
Mit dem Brei hat bei uns alles prima geklappt. Der Minimann ist mittlerweile über 1 Jahr und isst alles, was ihm zwischen seine kleinen Hände kommt.
Liebst,
Bell
Alex says
Also Beikost und Baby – eine lange Geschichte – letztlich kann ich nur eines sagen – bloß keinen Stress – es geht oft wochenlang gefühlt gar nichts weiter. Mund bleibt zu, Gesicht wird verzogen, ausgespuckt, gewürgt, wenn ein Bröckerl im Essen ist, aber du wirst sehen, auf einmal isst er, so viel kann man gar nicht nachfüttern. Wichtig ist auch, dass man das Abstillen (und ggf Umstellen auf Flasche) nicht mit der Beikost zusammenkommen lässt. Das verwirrt das Baby total (so war es bei einer Freundin, die verweigerte am Schluss komplett das Essen). Gut ist eine Zusammenstellung – wenn man mal googelt, wird einem so richtig schwindelig. Habe zB irgendwo mal gelesen, dass die Karotte nicht so optimal ist für den Start (Achtung bei Allergien etc.), Pastinake vertrugen meine hingegen sehr gut. Außerdem sind so weiße Breie besser für das Babygewand 😉
Viel Freude in den Start der Beikostzeit !
Liebe Grüße
Alexandra