2.232 Stunden, 93 Tage, 13 Wochen – so lange haben wir unseren kleinen Schatz Emilian schon bei uns. Gute drei Monate sind eigentlich keine lange Zeit, dennoch kommt es mir vor, als wären schon drei Jahre vergangen. Es ist so unglaublich viel passiert und wir erleben Tag für Tag neue, spannende Dinge.
Neulich habe ich mich hingesetzt und die Zeit etwas Revue passieren lassen. Die Phase der Schwangerschaft, die Freude, das Fiebern auf den nächsten Ultraschalltermin und das Hoffen, dass alles gut bleibt und das Baby sich super entwickelt. Der Tag der Geburt, der so überwältigend und wunderschön war und die Anfangsphase, in der ich mich ganz schön hart getan habe. Über einige Sachen muss ich jetzt schmunzeln (zum Beispiel, dass ich mich in der ersten Woche nicht mal getraut habe, den Kleinen kurz abzulegen, um auf die Toilette zu gehen) und über andere bin ich sehr froh (zum Beispiel, dass ich am Stillen dran geblieben bin und es jetzt so wunderbar funktioniert.)
Ein Stückchen reifer
Mir ist in dieser Zeit aufgefallen, dass ich mich irgendwie reifer fühle. Ich bin zwar immernoch der selbe Mensch, ein paar Monate älter, ein paar Kilos schwerer und ein paar Augenringe reicher, aber ich trage jetzt (neben einer größeren Hosengröße) eine viel größere Verantwortung. Als Mutter fühlt man sich stark, als würde man denken: „Ich habe ein Kind zur Welt gebracht, was kann mir jetzt noch grossartiges passieren, mit dem ich nicht fertig werde?“ Man schafft es, 24 Stunden am Tag für den kleinen Zwerg da zu sein, ihn durch seine Bauchweh, seine Blähungen und Schübe zu begleiten, ihn zum Lachen zu bringen und für ihn zu sorgen. Nebenbei noch den Haushalt zu schmeissen, zu putzen, zu kochen und zu waschen (ein Hoch auf unseren Trockner!) Diese Dinge, die man als berufstätiger Mensch einfach so nebenher macht, gestalten sich nämlich plötzlich ganz schön schwierig, wenn ein kleines Baby da ist, das gefühlte 20 Stunden nur rumgetragen, gestillt und bespaßt werden möchte. Zu all dem hat man natürlich auch noch einen Partner, Freunde und ein Leben neben dem „Hausfrau und Mutter sein“, um das man sich kümmern muss und möchte. Also kann man als Mami sehr stolz auf sich sein, dass man das alles unter einen Hut bekommt.
Aus diesem neu gewonnenen Selbstbewusstsein heraus denkt man plötzlich, dass das alte „Ich“ nicht mehr 100 % zu einem passt. Man braucht Veränderungen, sei es eine neue Frisur, eine neue Garderobe oder einen Tapetenwechsel. Ich hab mir plötzlich nach 12 Jahren blond ein Ombré machen lassen und mir ein paar neue Klamotten gekauft. Schließlich will man jetzt aussehen, wie eine waschechte Mama!
Verantwortung übernehmen
Ich war zwar schon immer ein relativ pflichtbewusster und gewissenhafter Mensch, dafür bin ich aber schusselig und vergesslich. Wenn ich das Haus verlasse, habe ich mit Sicherheit etwas vergessen, beim Essen kleckere ich mich immer voll und Strafzettel & co. verlege ich prinzipiell, bis die erste Mahnung kommt. Mit Baby geht das natürlich nicht mehr. Wenn man raus geht oder verreist, muss die Wickeltasche perfekt gepackt, die richtigen Klamotten plus Wechselwäsche dabei und an alles gedacht sein. Fehlt der Schnuller oder eine Strumpfhose, hat man ein richtiges Problem und nicht nur eine vollgekleckerte Bluse. Vergisst man beim Einkaufen Kartoffeln, gibt es eben etwas anderes zum Essen, denkt man nicht an die Windeln, ist das Malheur groß. Während ich also vor kurzem noch relativ verträumt in den Tag gelebt habe, denke ich jetzt bei allen Handlungen zweimal nach, schließlich muss ich jetzt nicht nur für mich, sondern auch für mein Kind mitdenken.
Auch die Verantwortung, die man als Frau trägt, verdoppelt sich, wenn man Mutter wird. Wenn ich krank bin, geh ich eigentlich selten sofort zum Arzt, sondern nur, wenn es ganz schlimm ist. Meistens hilft es mir schon, wenn ich mich ausruhe, Tee trinke und heiß bade, um ein bisschen Kraft zu tanken, anstatt irgendwelche Mittelchen zu mir zu nehmen. Ärzte verschreiben, meiner Meinung nach, oft gerne Medikamente, ohne eine richtige Diagnose zu stellen. Das kenn ich noch aus meiner Schulzeit, in der ich das ein oder andere Mal eine Erkältung vorgetäuscht habe, um Zuhause bleiben zu dürfen und dann mit Antibiotika aus dem Untersuchungszimmer gekommen bin (das habe ich natürlich dann nicht genommen.)
Kritisch hinterfragen
Mit Baby oder Kleinkind sieht das schon ein bisschen anders aus. Da überlegt man sich bei jeder Kleinigkeit, nicht lieber einen Arzt zurate zu ziehen und ist vorsichtiger, als bei sich selbst. Doch blind sollte man auch nicht darauf vertrauen, sondern immer selbst den Kopf einschalten und kritisch hinterfragen: Hat der Arzt sich mein Kind genau angesehen? Muss ich das Medikament wirklich geben? Wir hatten am Anfang Probleme mit Emilians Augen, die haben sehr stark getränt und waren oft verklebt. Besonders schlimm war es nach dem Aufwachen, manchmal konnte er sie gar nicht von alleine öffnen. Ich hab die Äuglein erst mit homöopathischen Tropfen behandelt und als es besser wurde, einfach in Ruhe gelassen. An den Weinachtsfeiertagen war ein Auge aber plötzlich geschwollen, rot und so schlimm verklebt, dass ich vorsichtshalber in die Kinderklinik gefahren bin. Dort wurden uns antibiotische Augentropfen gegeben. Ich bin bei Antibiotika immer etwas vorsichtig, da es ein starker Arzneistoff ist, der nicht einfach mal so gegeben werden sollte. Also hab ich zunächst abgewartet und das betroffene Auge mit Muttermilch behandelt. Und siehe da: am nächsten Tag waren Rötung und Schwellung weg und das Auge war nur noch leicht verklebt. Die Augentropfen habe ich ungeöffnet in den Schrank gestellt und nie mehr angerührt. Ich möchte damit nicht sagen, dass der Arzt falsch lag, mit Sicherheit hätten ihm die Tropfen auch geholfen, aber es muss nicht immer gleich starke Medizin sein für so einen kleinen Wurm.
Die Sache mit dem Impfen
Die richtige Entscheidung muss man auch treffen, wenn es ums Impfen geht. Ich war schon lang nicht mehr deshalb beim Arzt, gegen Zecken habe ich mich noch nie impfen lassen und ich müsste erstmal laaange suchen, um meinen Impfpass zu finden. Aber für sein Kind möchte man natürlich nur das Beste. Doch was ist das Beste? Wenn man sich durchs Netz klickt, findet man über 20 Millionen Einträge und die unterschiedlichsten Meinungen. Die einen plädieren dafür und zählen die schlimmen Folgen auf, die es haben kann, wenn man es nicht macht, die anderen schimpfen auf die schlechten Stoffe, die den Babys gespritzt werden und deren Nebenwirkungen. Auch die Kinderärzte halten sich bei dem Thema weitestgehend raus und klären nur über die Wirkungen der jeweiligen Impfstoffe auf. Man hat sich also noch nie groß mit dem Thema beschäftigt und steht jetzt vor dem Dilemma, dass man eine Entscheidung für sein eigenes kleines Baby treffen muss. Wir haben beschlossen, Emilian impfen zu lassen und lediglich auf Hepatitis B zu verzichten.
Doch nicht nur bei Krankheit oder ärztlichen Angelegenheiten trägt man als Eltern eine große Verantwortung. Plötzlich steht man Tag für Tag vor größeren und kleineren Entscheidungen, die man nicht mehr nur für sich selbst, sondern für ein kleines Wesen, sein eigenes Kind treffen muss. Man weiß nicht, ob man alles richtig oder falsch macht aber man gibt sein Bestes und überlegt sich jede Entscheidung gut. Und genau diese Gedanken, Überlegungen und Entscheidungen lassen eine Mami von Zeit zu Zeit ein kleines Stück mehr reifen. In diesen drei Monaten bin ich so sehr in die Mamarolle hineingewachsen, dass ich es mir gar nicht mehr anders vorstellen kann. Ich fühle stark und selbstbewusst. Wahnsinn, was in dieser kurzen Zeit alles passieren kann.
Mein Ombré kommt übrigens am Mittwoch weg. Ich finde es zwar nicht schlecht und bin froh, dass ich es mal ausprobiert habe, dennoch finde ich, dass mir blond immernoch am besten steht. Optisch bleibe ich also die „alte.“
In 14 Tagen gibt es wieder eine neue Baby & Co. Kolumne, bis dahin würde ich mich freuen, wenn ihr mir bei Instagram oder Facebook folgt, da poste ich fast täglich Bilder und kleine Updates. Ich bin jetzt auch bei Snapchat (maisonpazi), allerdings hab ich das System noch nicht so ganz raus, ich arbeite daran:)
ekulele says
Mal wieder ein ganz toller Post. Ich mag deine Texte einfach unheimlich gerne, denn sie sind immer so ehrlich und authentisch!
Freu mich auf viele weitere…
Herzliche Grüße, Frauke von
ekulele
Irini says
Wunderschön geschrieben ♡
Liebe Grüße
http://x3wond3rland.blogspot.de/?m=1